Carboxy-Therapie
Der Begriff Carboxytherapie beschreibt die Therapie mit medizinischen CO2–Injektionen in und unter die Haut. Das medizinische Kohlendioxid breitet sich im Gewebe aus und entfaltet dort seine Wirkung. Kleine Kapillaren werden weit gestellt. Es kommt zu einer massiven Mehrversorgung mit Sauerstoff. Zudem wird die Neubildung von kleinsten Blutgefäßen und auch Lymphgefäßen über embryologische Programme, hier dem VEGF, erreicht.
Ein anderes abgespeichertes Programm, HIF 1 alfa, führt zur Neubildung von körpereigenem Bindegewebe. Dieser verblüffende Effekt beruht auf uralten, embryologischen Programmen, die in unseren Zellen gespeichert sind, und die durch ein künstliches Überangebot an CO2 erneut aufgerufen werden. Dieses künstliche Überangebot an CO2 führt überdies zu einer lokalen Ausschüttung von Endorphinen, körpereigenen morphinähnlichen Substanzen, was den verblüffenden schmerzstillenden Effekt erklärt, der typischerweise 2-3 Stunden nach der Injektion auftritt.
Bei der ästhetisch–medizinischen Anwendung spielt auch der fettauflösende Effekt eine Rolle. Zum einen werden Fettzellen durch direkte mechanische Einflüsse zerstört. Durch die verbesserte Durchblutung wird das eingelagerte Fett schneller abgebaut, durch das erhöhte Sauerstoffangebot (Bohreffekt) werden die anfallenden Fettsäuren schneller oxidiert. Als Endresultat zeigen sich im Gewebebild weniger Fettzellen und ein festeres subkutanes Bindegewebe.
Anwendungsmöglichkeiten
Eine Therapie mit Geschichte
Die Anwendung dieses Therapie-Verfahrens hat Geschichte. Bereits im letzten Jahrhundert wurde in Frankreich und in den westböhmischen Thermalbädern Marienbad und Karlsbad Kohlensäure aus den Thermalquellen für Injektionen genutzt. In den Neunziger Jahren wurde das Verfahren in Italien weiterentwickelt und wurden Applikations-Techniken für die ästhetische Medizin eingeführt. Man nutzte dabei den gefäßerweiternden und lipolytischen Effekt zur Behandlung der Cellulite und zur Auflösung kleiner Fettpölsterchen. Faltentherapie und CO2-Lifting kamen hinzu. Die Therapieform schwappt gerade nach Amerika und findet dort massenhaften Einsatz als Ersatz für Filler. In Südafrika findet sich ein weiteres Zentrum der Carboxytherapie. Behandlung von chronischen Scheidenentzündungen, Blasenentzündungen und Blasensenkungen mit der daraus folgenden Harninkontinenz sind dort Forschungsschwerpunkt. In Europa gilt die Universität von Siena als Zentrum der Carbossiterapia-Forschung. In Deutschland hat sich im Rahmen der Mesotherapie ein Arbeitskreis "Carboxytherapie" gebildet.